Warum nicht einfach in die Papiertonne?

Mein Briefprojekt hat mich heute recht nachdenklich gemacht. Auf dem Heimweg von der Recherche für einen Presseartikel überlegte ich, noch zum Baumarkt zu gehen, um doppelseitiges Klebeband zum Verschließen der Briefumschläge zu kaufen. Ich hatte unterwegs allerdings Rückenschmerzen durch die schwere Kameratasche bekommen. Sowieso hatte ich schon etwas „Rücken“ gehabt, nachdem ich am Tag zuvor im Stehen, nach vorn gebeugt, Umschläge gebastelt und Briefe geschrieben hatte. Also ging ich nach Hause. 

Plötzlich begann ich, nachdenklich zu werden. Ist dieses Briefprojekt nicht eigentlich Quatsch? Es bindet mal wieder viel Zeit. Warum kloppe ich die alten Bücher, die ich nicht mehr benötige, nicht einfach in die Papiertonne?

Welche Ergebnisse erwarte ich? Werden Menschen, die von mir handgeschriebene Briefe in alten Buchpapier-Umschlägen erhalten, nicht befremdet sein? Was ist, wenn ich keine oder kaum Resonanz erhalte? Was ich mir fast vorstellen kann. 

Habe ich mit „FEST zu - Pack aus“ von der Kulturgruppe Die Verdichter überhaupt das richtige Buch für mein Projekt ausgewählt? Es ist recht festes Papier. Sicherlich habe ich andere Bücher, deren Seiten sich geschmeidiger falten lassen. 

Über die Nachhaltigkeit denke ich ebenfalls nach, es soll umweltschonend sein. Der Bastelkleber, den ich einsetze, besitzt diese Eigenschaften vielleicht nicht.  

Soll ich eigenen Leim herstellen? Nein, das finde ich nicht so gut. Soll ich die Umschläge nur falten, ohne zu viel zu kleben? 

Noch mal: Ist es nicht letztlich alles Quatsch? Nicht mehr benötigte Bücher, die man – vom Einband befreit – in den Papiermüll gibt, werden in den Kreislauf zurückgeführt und zu Recyclingpapier verarbeitet. Ist das nicht nachhaltig und ein sinnvoller Verwendungszweck?  

Es sind wohl eher Emotionen. Sich noch einmal mit dem Titel bzw. den Titeln auseinandersetzen. Und dann auf die Reise schicken. Ich denke viel nach und arbeite nichts mehr an diesem Nachmittag.