Mein Briefprojekt beginnt

 

Schon seit Jahren denke ich darüber nach, was ich mit alten, nicht mehr benötigten Büchern mache. Es werden mehr und mehr und mehr und mehr – wegwerfen möchte ich sie nur ungern. Nun habe ich eine Idee – Fotos findet ihr unter dem Text.

Bücher zu verkaufen, ob auf dem Flohmarkt oder bei eBay, ist schwierig. Es ist sehr mühselig und bringt wenig. Nicht alles eignet sich auch, um es in den offenen Bücherschrank zu stellen. Die Bücher zu verschenken, wäre eine Möglichkeit – aber so viele Exemplare kann ich gar nicht verschenken, wie ich habe und eigentlich nicht mehr brauche. 

Ich habe schon einmal einen Vortrag zu dem Thema bei der Volkshochschule gehalten und hatte nicht die richtige Antwort. Etwas, das mich begeistert, ist das Thema Book Upcycling. Ich habe das schon probiert, mir einige Bücher mit Inspirationen und Anregungen zugelegt. Letztlich hat man dann Kunstgegenstände an den Wänden hängen oder herumstehen, die einstauben und Platz wegnehmen. Richtig sinnvolle Dinge kann man mit Book Upycling eigentlich gar nicht herstellen, es sei denn, man ist handwerklich sehr begabt und verwendet viel Zeit darauf. Und auch viel Geld für das nötige Zubehör, um etwas wirklich Schönes zu kreieren. 

Momentan bin ich dabei, zu entrümpeln. In einem Zimmer habe ich fünf Kisten eines Titels stehen, den ich mit einer Internationalen Kulturgruppe vor einigen Jahren herausgebracht habe. Das Buch war ein Flop. Ich überlege, ob ich diese Kisten einfach zum Recycling-Hof fahre und entsorge. Das wäre vermutlich das einfachste. Aber ich werde weich, schreibe die Mit-Autorinnen und -Autoren von damals an und frage, ob jemand diese Bücher gebrauchen kann, vielleicht für eine Tombola. Zwei Autorinnen melden sich und möchten kleinere Kontingente haben. Somit bleibt immer noch ein größerer Teil stehen. 

Ich habe heute Nacht einige Zeit darüber nachgedacht. Was kann ich mit diesen Büchern machen? Es widerstrebt mir, sie wegzuwerfen. Und plötzlich bin ich auf eine Idee gekommen. Etwas, dass ich im Rahmen meines Book Upcyclings gerne gemacht habe. Das war, Briefumschläge aus Buch- und Illustriertenseiten zu falten. 

Ich bin allerdings nach einer Weile davon abgekommen, weil ich so viele Briefumschläge nicht brauche. Außerdem waren sie letztlich doch zu künstlerisch, um sie für beispielsweise Behördenpost zu verwenden. Nun bin ich auf die Idee gekommen, als Projekt jeden Tag einen Brief zu schreiben, vielleicht an fremde Personen, um zu gucken, was sich daraus entwickelt. 

Die Idee fand ich gut und habe sie heute Morgen mit einer Freundin besprochen, die mich ermuntert hat. Insofern habe ich heute eines dieser Bücher genommen, Seiten herausgelöst und daraus zwei Briefumschläge gebastelt. Mit Füller und Tinte habe ich zwei Briefe geschrieben, zum einen an eine unbekannte Frau aus Bad Nauheim. Ihren Namen habe ich aus dem Telefonbuch herausgesucht, blind auf eine Seite getippt. Der andere Brief geht an meine Freundin, mit der ich heute Morgen über die Thematik gesprochen habe. 

Ich habe die Briefumschläge zur Post gebracht und erfahren, dass ich Überporto zahlen muss, weil ich die korrekten Maße nicht eingehalten habe. Der Brief darf nicht höher als 12,5 Zentimeter sein, um mit normalem Briefporto verschickt zu werden. Wieder etwas dazu gelernt. 

Auch soll man möglichst den Absender nicht auf die Rückseite schreiben, was ich getan habe, sondern oben in die linke Ecke. Das alles hat mir der Postbeamte erläutert. Und er hat mir Briefmarken zu 1,60 Euro/Stück verkauft, da ich ja nun Überporto zu zahlen hatte. Er hatte nur noch einen Zehnerblock da. Ich bin mal gespannt, worauf das hinausläuft. Und ob ich tatsächlich die Zeit dafür finden werde. Ich finde die Idee sehr gut, vor allem als Kontrapunkt zum vielen E-Mail- Schreiben und Posten auf Social Media.